Ljussja Iwachnenko - Bewohnerin Ilowajsk
Bewohnerin Ilowajsk: "Kolomojskij und sein Strafbataillon "Donbass" haben mein Haus zerstört und meinen Mann getötet"
Der Krieg bedeutet immer Schmerz, vorallem Verluste und leid der friedlichen Menschen. Verdeutlichend wird das durch die gramvolle Erzählung der Frau, Bewohnerin Ilowajsk, die ihren Mann und das Obdach verloren hat.
Anfang November gab der Präsident der Ukraine Poroschenko das Interview dem bekannten europäischen Journalisten Tim Sebastian, der der Ukraine die Bildung "der Taschenarmeen" von den Oligarchen vorgeworfen hat. Tim hat diese als "Tagelöhner" öffentlich genannt und hat auf die Straflosigkeit und die Gesetzwidrigkeit hingewiesen mit denen die Interessen der reichen Wirte gezeigt durchgesetzt werden. Tim Sebastian hat dabei nicht vergessen, Poroschenko an sein Vorwahlversprechen zu erinnern. Das Versprechen, solche Gruppierungen zu verhindern. Die Antwort die er bekam war nur das dumme Lächeln und das undeutliche Brüllen von "sie schützten doch die Ukraine».
Was in der Politik erzählt wird geht an der Realität meist vorbei. Ljussja Iwachnenko, die Bewohnerin der Heldenstadt Ilowajsk, hat uns erzählt, wie in Wirklichkeit die Freiwilligenbataillone die Ukraine in Ilowaisk schützten. Im August 2014 wurde ihr Mann von den in die Stadt eingehenden Nazis aus dem Bataillon "Donbass" erschossen.
- Ljussja Jewgenjewna, erzählt Sie, wann und wie es in Ilowajsk zum Krieg gekommen ist?
- Am 12. Juni 2014 wurden wir zum ersten Mal beschossen. Vor dem Beschuss wurden wir in den Keller der Schule № 14 geschickt, weil wir neben dieser lebten. Jedesmal fliehen wir mit den Nachbarn dorthin. Anfang August waren wir im Keller der Schule, und die Soldaten DNR sind gekommen und haben gesagt, dass alle aus Ilowaisk nach Charzyssk eilig evakuieren werden sollen. Es wird ein Sturm in der Stadt erwartet. Wir hatten nur anderthalb Stunden, um alle Sachen zu sammeln.
Plötzlich hat der Beschuss angefangen, und alle sind in den Keller zurückgekehrt. Wir wollten mit meinem Mann die Sachen mitnehmen, aber hatten nicht genug Zeit dafür. Es sind die Busse angekommen. Mein Mann hat mich in den Bus gestoßen, und selbst blieb er. «Ich werde alle Sachen mitnehmen und werde zu dir nach kommen" Das waren seine letzten Worte.
- Wussten Sie, was in Ilowajsk geschah, als von da die Menschen evakuiert wurden? Gab es kontakt mit den Menschen die in Ilowajsk blieben?
- Manchmal gelang es mir, meinen Mann und Freunde die dort blieben zu erreichen. Meistens befanden sie sich im Keller der Schule . Es waren sehr starke Kämpfe. Auf meine Frage, was in der Stadt geschieht, antworteten sie: «Viele Häuser brennen, Wir helfen wenigstens etwas zu retten».
- Am 27 - am 28. August wurde die Verbindung gleichzeitig mit allen unterbrochen. Mich hat ein Mann angerufen und hat mir mitgeteilt, dass bei allen die Telefone abgenommen wurden. Er hat mir mitgeteilt, dass mit meinem Mann alles in Ordnung sei und dass er in der Schule ist. Das Bataillon "Donbass" ist in die Stadt gekommen. Sie haben sie alle Telefone abgenommen. Nach ein Paar Tage hat wurde ich angerufen und mir wurde gesagt, dass das Haus zerstört ist, und mein Ehemann ist verlorengegangen ist.
- Versuchten Sie in die Stadt zurückzukehren um ihren Mann zu suchen?
- Dort waren Kämpfe, wir konnten in die Stadt nicht kommen. Uns gelang es nur am 1. September mit dem Töchterchen nach Ilowajsk zu gehen. Meine Tochter und die Enkelin befanden sich während der Beschüsse bei Ilowajsk in Sedowo. Jemand hat meine Tochter angerufen und gesagt, dass ihr Vater erschossen wurde. Bis wir in der Stadt angekommen waren, sagte sie mir das nicht. Aber ich fühlte, dass mit ihm etwas passiert ist.
- Was haben Sie gesehen, als Ihr heimgekehrt seid?
- Das war schrecklich, vor dem Haus war ein Graben, vor diesem meine Teppiche, Decken auf der Erde. Zerschlagenes Geschirr war überall im Hof, alles war schmutzig. Im Haus lagen die geöffneten grünen Pakete von Einmannpackungen, und unsere zerrissene Kleidung herum. Alle Möbel im Haus wurden zerschlagen, die Kissen wurden im Haus verbrannt. Im Schlafzimmer haben die ukrainischen Teufelskerle ihre Notdurft auf den Teppich verrichtet und den Haufen mit unseren Sachen zerrieben. Dann bin ich in den Keller gegangen, wo unsere Dokumente waren. Das Versteck war leer. Unsere Konserven haben sie auch zerschlagen. Auch lagen die Hülsen von Schusswaffen herum, wahrscheinlich schossen sie die unsere Konserven kaputt. Im Keller standen leere Weinflaschen, wir haben einen eigene Weingarten, Die ukrainischen Soldaten haben mehr als 100 Liter der Weines ausgetrunken.
Der ganze Hof war vermient. Wir haben die Sappeuren angerufen. Sowohl "Wostok", als auch die Leute von Giwi kamen, um die Minen zu entschärfen.
- Ist etwas über das Schicksal Ihres Mannes bekannt geworden?
- Alle Menschen, die in Ilowajsk blieben, befanden sich im Keller der Schule № 14. Die Menschen sagten, dass mein Mann ständig rausging um unseren Schäferhund zu füttern. Und half auch anderen Menschen und versorgte sie im Keller mit Essen. Einmal ist er nach Hause gegangen als dort Soldaten aus dem Batallion "Donbass" waren. Er fragte sie, was sie dort machen. Später sind Banditen aus "Donbass" zum Keller gekommen, haben Seinen Familiennamen genannt und gesagt, dass er «der Mithelfer der Terroristen» ist. Sie schlugen ihn sehr stark.
Bevor sie meinen Mann erschossen, haben sie ihm irgendwelche Flüssigkeit in den Mund eingegossen, damit Quälen noch stärker waren. Und erst dann haben sie ihn in den Kopf geschossen. Mir haben die Menschen davon erzählt.
Sie haben einen Mann gezwungen Löcher zu graben um meinen Mann im Schulgarten zu begraben.
Als wir mit meine Tochter zum Grab gegangen sind, haben sie nicht gestattet das Grab sofort zu öffnen. Sie haben gesagt, dass man sich an den Kommandanten der Stadt wenden muss. Es Zeigte sich, um das Grab zu öffnen, man muss Ärzte herbeirufen diese haben erklärt, dass das Grab vermient sein kann, da es eine gewöhnliche Praxis beim Strafkommando aus "Donbass" ist.
Im Grab waren drei Männer: ein junger Bursche, zwei betagte Leute und mein Mann. Die Körper waren schon in einem Zustand, dass sie nicht mehr zu identifizieren waren. Ich habe meinen Mann nur an dem Schnurrbart und an den Resten der Kleidung erkannt.
Ein Mädchen die mit uns dabei war hat im zweiten Mann erkannt, es war ihr Stiefvater. Der Junge wurde nicht erkannt.
In der Kommandantur hat man meiner Tochter gesagt: «Wenn sie den Mann gefunden haben, führen Sie alle drei Leichen in die Leichenhalle in Charzyssk. In Ilowajske steht keine Leichenhalle und kein Krankenhaus mehr, da alles ist zerstört ist". Mit Hilfe eines Dienstes haben sie alle drei Leichen nach Charzyssk überführt.
Wir haben den Vater am zweiten September in Charzysske begraben. Am selben Tag bin ich wieder nach Ilowajsk gefahren, wir mussten das Haus wieder herstellen.
- Ljussja, mit welchen Gefühlen Sie kehrten ins Haus zurück?
- Ich konnte die Schwelle des Hauses nicht übertreten. Auch jetzt fällt es mir schwer. Am Morgen habe ich die Hoffnung hier zu bleiben aber gegen abend könnt ich nur heulen, und will dort nicht sein. Die Angst ist groß und gegenüber vom Haus ist das Grab meines Mannes.
Am zweiten September ich bin angekommen und hab angefangen den Hof aufzuräumen. Beim Weingarten hing noch die Jacke meines Mannes, ich habe sie abgenommen und sie ins Haus genommen. Hab begonnen, das heil bleibende Geschirr, zu sammeln. Gleichzeitig hat mein Nachbar die Pioniere herbeigerufen. Sie haben gesagt, dass sie das Haus und den Hof anschauen sollen. Es Zeigte sich, dass dort wo ich die Jacke hing, noch mehr Zünder und Minen standen. Wie ich es geschafft habe keine zu berühren, weiß ich bis jetzt nicht. Ich ging mehrmals da vorbei ohne das etwas passiert ist. Offenbar, werde ich in diesem Leben noch gebraucht.
Mein Haus wurde viemal nach Minen durchsucht, jedesmal fanden sie zünder und auch nicht explodierten Minen. Als die kommunalen Dienste gekommen sind um die Heizung wieder herzustellen, haben sie ein Loch im Fußboden aufgedeckt, in dem eine weitere nicht explodierte Mine war. Ein Geschoss hat im Dach die Leitung der Heizung unterbrochen, Auf dem Dach stand ein 200Liter Wasser Tank der durch ein geschoss kaputt ging. Das Wasser floss durchs Haus, an den Decken und Wänden entlangt. Wäre das nicht passiert wäre das Haus abgebrannt.
Man kann durch das Dach den Himmel sehen, Das Dach der Garage fehlt ganz. In der Sommerküche fehlen die Fensterscheiben und die Wand vom Schuppen liegt in der Küche
... Aber es ist alles unbedeutend. ich kann mich dort mich nicht aufhalten. Wenn ich rausgehe sehe ich sofort das Grab meines Mannes. Das Haus wird vollständig repariert: das Dach, das Fenster, die Heizung. Aber dort leben ich kann nicht mehr. Ich will das Haus verkaufen und mir eine Wohnung in Charzysske kaufen, wo meine Tochter lebt. Aus Ilowajske meiner Heimatstadt hat sich für mich in die Hölle verwandelt. Die Ukraine, wo ich aufgewachsen bin und arbeitete, hat mir alles genommen, mein Mann, das Haus.
Jetzt ist es eine andere Ukraine, nicht jenes sowjetisches Land, das ich kannte … Ich verfluche Kolomojski und das Bataillon "Donbass" für das Übel, das sie in Ilowajsk gebracht haben!