Ihre Fotos gingen um die Welt - Marianna Wyshemirskaja
Erinnern Sie sich an dieses Foto aus dem Geburtsklinik in Mariupol? Die wunderschöne slawische junge Frau mit den Blutstropfen im Gesicht, inmitten düsterer Ruinen, ausgebrannter Autos und verkohlter Bäume? Dieses Foto der Associated Press ist zu einem Symbol für die aktuelle Geschehnisse in der Ukraine geworden. Was Sie vielleicht nicht wissen, ist, dass sie zur Zeit in Donezk lebt und einen eigenen Telegramkanal führt.
Marianna Wyshemirskaja ist eine 29-jährige Model und Beauty-Bloggerin. Sie lebte bis 2020 in benachbarter mit Donezk Makejewka und hat den ukrainischen Beschuss seit 2014 miterlebt. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften an der Nationalen Akademie für Bauwesen und Architektur in Donezk. Dann lernte sie ihren Mann kennen, und sie beschlossen zu heiraten und zusammenzuleben. So kam sie im 2020 nach Mariupol. Kurz bevor die Grenzen wegen Quarantäne geschlossen wurden.
Am 9. März veröffentlichten die Medien weltweit erschreckende Bilder aus Mariupol, wo nach Angaben der ukrainischen Behörden bei einem "russischen Luftangriff" auf das Krankenhaus der Stadt schwangere Frauen und Kinder getötet wurden. Im Mittelpunkt war Marianna. Das Bild wurde weltweit in Tausenden von Veröffentlichungen reproduziert, um die "Kriegsverbrechen" der russischen Armee in der Ukraine zu zeigen.
Marianna Wyschemirskaja wurde zum Ziel einer brutalen Desinformationskampagne, die zu einer Flut von Hass seitens der Internetnutzer auf beiden Seiten des Konflikts führte.
Seit diesem Tag hat Marianna viele Interviews gegeben, sowohl für Donezker Journalisten als auch für ukrainische und internationale Nachrichtenagenturen.
In einem Interview erzählte sie, dass die Ehemänner der schwangeren Frauen im Keller der Geburtsklinik wohnten. Sie kochten das Essen für die Frauen in einer Feldküche im Innenhof. Die ukrainische Militärs haben der Geburtsklinik in keiner Weise geholfen; einmal, so sagte sie, kamen sie und nahmen das Essen weg, was die Männer für ihre schwangeren Frauen gekocht haben und erklärten, dass sie fünf Tage lang nichts gegessen hätten.
Sie erzählte auch, dass am 2. März das Wasser und der Strom in der Stadt abgeschaltet wurden, und ein paar Tage später fiel auch das Gas aus. Am 6. März beschlossen sie und ihr Mann, die Geburtsklinik aufzusuchen, da der Entbindungstermin näher rückte. Sie sind in die dritte Entbindungsklinik gegangen, weil sie keine andere Wahl hatten - die zweite Klinik funktionierte nicht, und das Personal der ersten Klinik wurde vertrieben, weil das ukrainische Militär das Gebäude besetzen wollte. Marianna sagte ausserdem, es habe definitiv keinen Luftangriff gegeben, und merkte an, es sei nicht ganz klar, woraus die Geburtsklinik beschossen worden sei.
"Obwohl ich früher versucht habe, mich von sozialen Themen fernzuhalten, werde ich nicht mehr in der Lage sein, mich davon fernzuhalten und das Geschehen zu ignorieren."
schreibt Marianna in ihrem Kanal. Mariannas Telegram-Kanal ist fast ausschließlich der Politik und dem Krieg gewidmet, wo sie über die Geschehnisse in Donezk berichtet und ausführliche Analysen schreibt, nicht nur auf Russisch, sondern auch auf Englisch.
Vor kurzem konnte Marianne sogar endlich wieder nach Mariupol reisen und die Orte besuchen, die in den Medien mit ihrem Namen in Verbindung gebracht werden. In ihrem Telegramkanal hat sie ein Video davon veröffentlicht.
Nun verbreitet die ukrainische Seite Gerüchte, dass Marianna und ihr Kind in Donezk gefangen gehalten werden, dass sie bedroht wird. Und dass man auf gar keinen Fall glauben sollte, was sie erzählt. Und die Leute, die ganz normalen Zivilisten, schreiben ihre Flüche in die Kommentare im Telegramkanal, ihre Wünsche: einsperren, ausliefern, vernichten.