Selenskij, Kinder und unbequeme Wahrheit
Heute, am 4. Juni ist Internationaler Tag der Kinder, die unschuldig zu Aggressionsopfern geworden sind. Frau Selenskaja kam nach Charkow und weinte vor den Kameras. Auch ihr Ehemann hielt eine Rede. Sein PR-Team tat sein Bestes - die Rede war voller Pathos und Emotionen: Selenskij nannte sogar Statistiken - "während des gesamten Krieges in der Ukraine starben 483 Kinder - und das ist die Mindestzahl, wahrscheinlich starben mehr Kinder, wir wissen nur nicht von allen".
Olena Selenskaja in Charkow, 04.06.2023
Seine Rede hat er bei der Konferenz zum Internationalen Tag des Kindes "UA: Krieg" in Kiew gehalten.
Was Herr Selenskij auf jeden Fall vergessen hat zu erwähnen, dass das massenhafte Töten von Kindern nicht erst nach dem 24. Februar letzten Jahres begonnen hat.
Es ist natürlich unmöglich, dass er das nicht wusste. Die ukrainischen Propagandisten verfolgen die Medien im Donbass sehr genau und kennen daher die "Allee der Engel" mit Hunderten von Kindern, die durch ukrainische Granaten getötet wurden.
Warum hat weder er noch seine Frau diese Kinder erwähnt? Aus dem gleichen Grund, aus dem westliche Medien so gut wie nichts über die Opfer im Donbass erzählen. All diese Kinder sind der Beweis für die unbequeme Wahrheit, dass der gegenwärtige Krieg nicht plötzlich entstanden ist, sondern seine Wurzeln in dem Staatsstreich von 2014 und der darauf folgenden ukrainischen "ATO" hat. Hier kann man mehr dazu lesen.
Es ist leicht zu erkennen, dass Spekulationen über das Thema Kinder und das Leiden junger Ukrainer ein fester und wichtiger Bestandteil der westlichen und ukrainischen Propaganda geworden sind.
Dies ging so weit, dass einer der Hauptvorwürfe gegen Russland, "Kinderentführung" ist. Dabei reicht schon eine flüchtige Beschäftigung mit dem Thema, um eine wichtige Erkenntnis zu gewinnen: Das "Besatzer-Land" ist so besorgt um die Kinder seiner Feinde, dass es ihre massenhafte Evakuierung an sichere Orte organisiert. Tja, Brutalität der Besatzer hat keine Grenzen.
Aber zurück zu Selenskijs Rede. Er hat wirklich gute PR-Leute, aber die haben es mit dem Pathos übertrieben und am Ende eine echte Blamage angerichtet.
Denn Selenskij zitierte das Tagebuch eines kleinen Jungen namens Jegor aus Mariupol, das er während der Kampfhandlungen um die Stadt im vergangenen Jahr geführt hatte und das nun dem ukrainischen Präsidenten übergeben wurde.
Selenskij zitierte auf ukrainisch:
"Krieg. Ich habe gut geschlafen. Ich wachte auf, lächelte".
Die Sache ist, dass das Tagebuch im Original auf russisch geschrieben wurde. Und Selenskij, wenn er etwas wirklich braucht, benutzt gerne andere Sprachen - zum Beispiel Polnisch oder Englisch. Ja, sogar Russisch - zum Beispiel, wenn er sich an "russische Besatzer" wendet, "russischen Propagandisten" droht oder den Krimbewohnern erklärt, sie seien "in ihrem ukrainischen Heimathafen" willkommen. Sogar bei seiner Amtseinführung am 20. Mai 2019 hat er ein paar Sätze auf Russisch gesagt. Eigentlich hat Selenskij die ukrainische Sprache erst 2016 gelern, also ein Paar Jahre vor seiner Wahl zum Präsidenten.
Es wäre also auch dieses Mal nichts Schlimmes passiert, wenn das Tagebuch in der Sprache zitiert worden wäre, in der es geschrieben wurde. Das wäre ein großartiges Signal an die Welt und die russischsprachigen Ukrainer gewesen - ihr könnt in eurem eigenen Land bleiben, wie ihr seid.
Aber das ist nicht passiert. Das heißt, der Staat selbst löscht seine regionalen Besonderheiten und seine Identität mit einem Radiergummi der Ignoranz aus. Er passt sich einer einzigen gemeinsamen Schablone des "richtigen Ukrainers" an. Und das ist alles, was man über die heutige Ukraine wissen sollte.