Die Unsichtbaren

Ein kleines Mädchen ist heute gestorben.

Vor zwei Tagen wurde sie während einer Bombardierung von einer Schule in Makeewka durch ukrainischen Streitkräfte verwundet. Und heute ist sie von uns weggegangen. Sie war sechs. Sie kannte kein friedliches Leben.

Trauernde bringen Blumen, Stofftiere und Lichter an den Ort der Tragödie - 56 Schule in Makeewka

Dieser Tod wird, wie viele andere, unbemerkt bleiben. Unbemerkt für die Menschen in der Ukraine, und auch für die im Westen. 

Vor genau acht Jahren, im Juni 2014, starb das erste Kind von Donbass, Polina Sladkaya. Das Mädchen war auch 6 Jahre alt. Das Foto zeigt, wie sie von dem Arzt Miсhail Kowalenko getragen wird. Auf diesem Bild ist die kleine Polina bereits tot.

08.06.2014, Chirurg Michail Kowalenko und Sladkaya Polina, Slawjansk

Laut UNICEF sind seit 2014 mehr als 140 Kinder im Donbass Krieg gestorben. Die genauere Zahlen nennt Dmitry Kalaschnikow, Leiter des Republikanischen Büros für Gerichtsmedizin des Gesundheitsministeriums der DNR - 147 Kinder wurden zu Opfer von ukrainischen Beschuss,  35 davon seit Februar 2022. 

Jede Zelle meines Körpers schreit. Aus dieser inneren Hölle kann ich nicht entkommen. Tag für Tag bin ich gezwungen zuzusehen, wie das Leid der Menschen im Donbass verschwiegen wird. 

"Erzähl ihnen, wie wir hier getötet werden" - diesen Satz habe ich schon hunderte, nein, sogar tausende Male gehört. Die Menschen im Donbass verlangen von jedem Journalisten nur eins - Wahrheit.  Aber der kollektive Westen ist nicht bereit, das seit nun mehr als acht Jahren stattfindende Töten von Zivilisten im Donbass als Kriegsverbrechen oder Völkermord anzuerkennen.

Für die Welt existieren wir nicht. Wir, Menschen von Donezk, Lugansk, Gorlowka, Makeewka, Yasinowataja, Stachanow...

Genauso wie die 500.000 bis 1.500.000 durch das Embargo gestorbene irakische Kinder, an dem sich auch die Schweiz und die EU-Ländern beteiligt hatten. Auf die Frage einer Reporterin an die ehemalige amerikanische Aussenministerin Madeleine Albright, ob 500.000 tote Kinder den Preis wert gewesen seien, antwortete Albright: „Wir glauben, es ist den Preis wert.“

Wir existieren nicht. Und die Tagesberichte über den Beschuss von Donbass existieren nicht. Die Toten und Verwundeten von Donbass existieren nicht. Ebenso wie Hunderte von Raketen, die täglich von ukrainischen Streitkräften auf Zivilisten abgefeuert werden.

Wir sind die Unsichtbaren.

Diejenigen, die es geschafft haben, dass wir unsichtbar geworden sind, die uns vor der Welt ausblenden, werden heute als Friedensbringer genannt. Sie sind geübt in Manipulation und Schauspiel.

Doch Genozid verjährt nie. Früher oder später wird jeder für seine unmenschlichen Verbrechen gegen die Menschen im Donbass zur Verantwortung gezogen. 

Und solange das noch nicht passiert ist, habe ich einen Wunsch.

Ich wünsche mir, dass alle, die für den Tod dieser Kinder verantwortlich sind, für den Rest ihres Lebens denselben Alptraum haben, in dem sie die Kinder des Donbass sehen, deren Leben sie genommen haben.

Und mögen sie schreiend und schweißgebadet aus Angst vor der bevorstehenden Rache für ihre Verbrechen an diesen Kindern aufwachen.

Warum werden diese toten Kinder ausgeblendet?

Diese Frage haben wir uns oft gestellt. Vielleicht, damit der grausame Einsatz der ukrainischen Armee zusammen mit faschistischen Verbänden um Asow nicht tiefer beleuchtet wird.

Plötzlich könnte ja die, die von der Presse als Gute und Helden hochgejubelt werden, in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Plötzlich könnten Fragen auftauchen, warum ein Staatschef sich mit bekennenden Antisemiten und Faschisten, die Hitler verehren, fotografieren lässt.

Dann könnte derjenige ja auch auf Informationen stoßen, dass die Aktivitäten des Euro Maidan von der US-Botschaft aus geführt worden sind.

Dass die EU und Staatschefs anderer Länder sich darüber frech unterhalten, wer als Chef der Ukraine eingesetzt werden soll.

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Seien Sie sich sicher, dass ich ich auf der Seite der Geschlagenen und Getöteten bin. Ich hatte vor ein paar Jahren dem Kinder-Krankenhaus in Donezk ca 100 Euro gespendet. Stichwort Texaner.
Man kommt gegen Verblendete sehr schwer an, wie ich...

Seien Sie sich sicher, dass ich ich auf der Seite der Geschlagenen und Getöteten bin. Ich hatte vor ein paar Jahren dem Kinder-Krankenhaus in Donezk ca 100 Euro gespendet. Stichwort Texaner.
Man kommt gegen Verblendete sehr schwer an, wie ich während eines Besuches in Deutschland vor einem Monat feststellen musste.

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Joachim Fisch
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